Der Touristik Triathlon Zeilhard ist seit Jahren eine Institution an Fronleichnam und zeichnet sich durch zwei Dinge aus: 1.: es gibt bewusst keine Zeitmessung und 2.: im Ziel bekommt jeder eine frischgebackene Brezel. Somit erklärt sich fast schon die Überschrift meines Beitrags, denn wie kann man Zweiter eines Triathlons werden, wenn es gar keine Zeitmessung, Rang- und Ergebnislisten oder ähnliches gibt? Ich sag ja: „irgendwie“ und werde das in Form eines Wettkampfberichts nachfolgend erklären.
Touristik Triathlon Zeilhard – Back to the roots
Wenn ich mich richtig erinnere (ich muss mal die ganz alten Trainingsaufzeichnungen heraussuchen), war der Touristik Triathlon Zeilhard vor mittlerweile 9 Jahren der erste Triathlon, an dem ich teilgenommen habe. Seinerzeit kam mir das Konzept der Veranstalter, den Triathlon als reinen Spaßtriathlon ohne Zeitnahme stattfinden zu lassen, sehr entgegen. Erlaubte es mir doch, ohne weiteren Druck und ohne „den Zwang etwas erreichen zu wollen“, einfach mal Triathlonluft zu schnuppern, ungezwungen die Disziplinen sowie die Wechsel zwischendurch zu absolvieren und unter Wettkampfbedingungen zu üben.
Mittlerweile liegen diverse Jahre und auch ein paar Triathlonteilnahmen hinter mir, doch ich habe immer wieder gerne am Touristik Triathlon Zeilhard teilgenommen. Auch als die Veranstalter nach Rossdorf ausweichen mussten (siehe dazu meinen Blogeintrag von damals) und die Strecken komplett neu waren, hatte die Veranstaltung ihren Flair und Charme nicht verloren und die Teilnahme machte – abgesehen von meinen Knieproblemen beim Laufen – einen Riesenspaß.
Inzwischen hat sich ja bei mir die sportliche Ausrichtung weg vom Triathlon und mehr hin zum Laufen entwickelt, das Projekt 42/42 war da nur ein Grund unter vielen. Hätte mir jemand vor 20 Jahren gesagt, ich würde mal gerne Langstrecke laufen, ich hätte ihn für verrückt erklärt. So ganz aus dem Kopf war aber das Thema Triathlon nie. Zwar wüsste ich momentan nicht, woher ich die Zeit für ein vernünftiges Training aller drei Disziplinen nehmen sollte, aber wer weiß – wenn die richtige Motivation zum richtigen Zeitpunkt kommt… Schließlich hatte ich zu Beginn des Jahres immerhin mal wieder mit einer Art Schwimmtraining im nächstgelegenen Hallenbad begonnen.
Der eigentliche Auslöser, mich dann tatsächlich wieder für den Touristik Triathlon Zeilhard anzumelden war dann aber eine kurze Nachricht einer ehemaligen Kollegin, ob Chancen bestünden, mich dieses Jahr wieder in Zeilhard zu treffen. Sie und ihr Mann sind selbst beide begeisterte Triathleten und absolvieren Langdistanzen in aller Herren Länder, dennoch kommen sie immer wieder gerne auch nach Zeilhard. Da ich die beiden schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte, fiel die Entscheidung leicht – ich würde wieder einmal beim Touristik Triathlon Zeilhard starten. Da mein Bike allerdings schon sehr lange eingestaubt im Gartenhaus auf einen Einsatz wartete, entschied ich mich, es bei der Schnupperdistanz, also 400m Schwimmen, 21km Radfahren und 3km Laufen zu belassen und mich nicht sofort wieder auf die Olympische Distanz oder gar auf die in diesem Jahr erstmals angebotene Mitteldistanz zu stürzen. Die Laufstrecke alleine wäre ja nicht das Problem, aber mit Schwimmen und Radfahren vorher? Lieber nicht.
Fronleichnam 2014 – der 21.Touristik Triathlon Zeilhard
Als es am Mittwoch vor Fronleichnam daran ging, meine Sachen für den Touristik Triathlon Zeilhard zusammen zu suchen, merkte ich, dass die letzte Teilnahme an einem Triathlon schon eine ganze Weile her war. Nicht nur, dass ich in alle möglichen Ecken daheim nach Equipment suchen musste weil ich nicht mehr wusste, wo genau ich jetzt Schwimmbrille, Radcomputer, etc. abgelegt hatte, auch vergaß ich fast, im Internet nach der Startzeit zu schauen. In Zeilhard wird zwischen 8:00 Uhr und 12:00 Uhr teilweise alle 15 Minuten in Blöcken gestartet, da sollte man schon besser vorher wissen, wann man sich vor Ort einfinden muss.
Meine Startzeit war dann auch tatsächlich für Punkt 8:00Uhr angesetzt, das bedeutete ein frühes Aufstehen, wollte ich doch aufgrund der Nähe direkt mit dem Rad anreisen, denn für 10km baue ich das Rad nicht extra auseinander, um es im Auto zu transportieren. Der Start für die anderen beiden war für 9:00 Uhr eingetragen, so würde ich sie zwar nicht vor dem Event, aber zumindest später im Ziel begrüßen können.
Am nächsten Morgen schwang ich mich rechtzeitig in den Sattel und machte mich auf den Weg nach Zeilhard. Trotz gemütlichen Tempos fragte ich mich dennoch nach ein paar Kilometern, wie ich wohl die 21km der Radstrecke heute überstehen würde. Die Beine meldeten sich ob der ungewohnten Belastung schon auf dem Hinweg, aber ich versuchte sie geflissentlich zu ignorieren, denn ich freute mich bereits total auf den Triathlon an sich. Das Wetter spielte mit, die Sonne schien bei angenehmen Temperaturen, auf den Straßen war so gut wie nichts los – da kann man sich die Stimmung schließlich nicht schon an der ersten kleineren Steigung verhageln lassen.
Triathlon Zeilhard – ab ins Wasser
Nach dem Abholen der Startnummer bereitete ich in aller Ruhe meine Wechselzonen vor und begab mich gegen 7:45h in Richtung des Schwimmbeckens. Mit den anderen Teilnehmern in meiner Startgruppe war schnell eine Startreihenfolge ausgemacht: „Du siehst sportlich aus, Du schwimmst vorne“ – hey, das ist lediglich ein Triathlon-Einteiler… aber ok, kann ich machen. Wir waren hatten als Schnuppertriathlon-Teilnehmer das Glück, eine der zwei 25m-Bahnen zugewiesen bekommen zu haben. Noch dazu war es eine relativ breite Bahn (liegt an der Form des Beckens), so dass es bei eventuell notwendigen Überholmanövern ohnehin keine Probleme geben dürfte.
Pünktlich um 8 Uhr zählten wir alle gemeinsam den Start zum diesjährigen Touristik Triathlon Zeilhard herunter und schwammen los. Ich versuchte, mich bewusst zu bremsen – ich hatte keine Ahnung, wie ich die 400m absolvieren würde, zu lange war der letzte Schwimmbadbesuch her – aber es ging eigentlich 300m lang ziemlich problemlos, erst auf den letzten 100m merkte ich meine Arme ziemlich deutlich und das Tempo dürfte doch merkbar nachgelassen haben. Mit den anderen Schwimmern gab es auf der Bahn keinerlei Probleme – das ist das schöne an solchen Veranstaltungen, jeder weiss, wie man sich zu verhalten hat. Irgendwann hatte ich dann meine 16 Bahnen absolviert und lief in Richtung der Wechselzone. Leider hat meine Polar das Signal nicht mitbekommen, so dass ich lediglich die Zeit nach dem Verlassen der Wechselzone zur Orientierung habe. Wenn ich für den Wechsel mal großzügig 2:00-2:30 ansetze, dann war die Schwimmzeit mit „irgendwas unter 8min“ zwar nix dolles, aber für das fehlende Training auch nicht exorbitant schlecht.
Radstrecke Triathlon Zeilhard – wo sind denn alle?
Die ersten drei, vier Kilometer der Radstrecke gingen gut. Die Steigungen merkte ich noch nicht in den Beinen und von der Temperatur her war es sehr angenehm. Der Einteiler trocknete rasch, die Sonne schien und ich hatte nach ein paar Kilometern meinen Rhythmus gefunden. Zeit, den Blick auch mal weiter nach vorne schweifen zu lassen, als nur ein paar Meter vor das Vorderrad. Die Strecke war noch bekannt, so in etwa wusste ich jeweils, welche Steigung oder Richtungsänderung zu erwarten war. Dennoch war etwas anders, als sonst… Irgendwie war verdammt wenig los. Klar, bei den Autofahrern wunderte mich das aufgrund des Feiertags nicht wirklich, aber wo waren die anderen Radfahrer? Egal, wie weit ich nach vorne schauen konnte – niemand war zu sehen… Also mal den Blick zurück… auch niemand… Sollte ich tatsächlich als erster auf die Radstrecke gewechselt sein? An der ersten kritischen Abzweigung – eine der wenigen Stellen, wo Helfer standen – bestätigte sich der Verdacht, denn meine Ankunft schien die anwesenden und ins Gespräch vertieften Helfer doch etwas zu überraschen. Nicht, dass ich die Richtungsangabe durch die Damen benötigt hätte, ich wusste ja, wo es lang ging, aber schmunzeln musste ich ob der plötzlichen Hektik und der wilden Gestikuliererei dann doch schon.
Den Rest der Radstrecke wunderte ich mich dann darüber, dass mich die ganze Zeit niemand überholte. Irgendwie hatte ich erwartet, dass ein Moment kommt, an dem von hinten irgendein Radler auf seinem Carbonhobel vorbeifliegt, aber auch auf den letzten Kilometern blieb ich einsam an der Spitze (der um 8 Uhr gestarteten Teilnehmer). Wenigstens weiß ich jetzt, was unter dem Satz „er fuhr ein einsames Rennen“ zu verstehen ist. Wenigstens kamen mir mittlerweile viele Teilnehmer entgegen, die auf den ersten Kilometern ihrer Runde waren.
Die letzte (fiese) Steigung in Spachbrücken war schließlich auch geschafft und ich rollte nun die letzten zwei Kilometer in Richtung Wechselzone. Auch hier war es noch ruhig, aber immerhin war der Ansager schon besser auf die ankommenden Teilnehmer vorbereitet. Meine Zeit für die offiziell 21km und inoffiziell 19,5km der Radstrecke: 0:40:56 – je nach Auslegung entspricht das einem Schnitt zwischen 28,6 und 30,8km/h – ganz ordentlich für „nicht trainiert“.
Laufstrecke Triathlon Zeilhard – Kämpfen bis zum Ende
Beim Wechsel zum Laufen verhedderte ich mich ein wenig mit meinen Schnürsenkeln und sah aus dem Augenwinkel jemanden davonspurten. Höchste Zeit also, mir da mal ein wettkampftaugliches System zuzulegen. Gibt ja genug auf dem Markt. Ich hechtete hinterher und ging rund 100m nach dem ersten Läufer als Zweiter auf den 3km langen Rundkurs, vorbei am Ansager, der – obwohl er eigentlich noch alle Zeit der Welt hatte – es schaffte, mich dennoch beim falschen Vornamen zu nennen – immerhin, der Nachname stimmte. Da mich aber ohnehin keiner der anwesenden Zuschauer kennen dürfte, war das nicht weiter dramatisch.
Da ich den Läufer vor mir nicht zu weit weg lassen wollte, ging ich die Laufstrecke relativ flott an. Ich hatte zwar Bedenken, dass ich ob der ungewohnten Belastung vielleicht doch Krämpfe in den Waden bekommen könnte, aber ich blieb zum Glück von Schlimmeren als einem leichten Ziehen in der Wade verschont.
An der Verpflegungsstelle vorbei, immer entlang dem Feldrand ging es in Richtung Reinheimer Teiche. Auf diesem Stück war bereits deutlich zu merken, dass die Sonne trotz der frühen Uhrzeit ziemlich das Gelände aufheizte und ich war froh um meine frühe Startzeit. Nach einem kurzen Stück entlang des Naturschutzgebiets ging es wieder zurück entlang der Felder in Richtung Stadion. Der Abstand zu meinem Kontrahenten blieb leider die ganze Zeit konstant, näher als 80-100m kam ich ihm einfach nicht und ein noch höheres Tempo würde ich selbst auf der relativ kurzen noch verbleibenden Strecke nicht durchhalten. So liefen wir also kurz hintereinander in das Stadion in Richtung Ziel ein und nach 0:14:18 auf der Laufstrecke (4:45/km!) überquerte ich das erste Mal in meinem Leben die Ziellinie eines Triathlons als Zweiter. Meine Zielzeit: 1:06:53.
Natürlich kann man diesen Zweiten nicht mit einem „regulären“zweiten Platz bei einem Rennen mit Zeitmessung vergleichen, das ist mir auch klar. Aber es war eine schöne und interessante Erfahrung, einmal das Feld anzuführen und schließlich als zweiter Läufer ins Ziel zu kommen. Ich frage mich zwar, ob ich im Falle eines gewerteten Wettkampfes nicht vielleicht doch mehr versucht hätte, den Läufer vor mir noch zu bekommen, aber er hätte in dem Moment sicherlich auch stärker versucht, mich nicht herankommen zu lassen.
Die Erfahrung „Zweiter“ wurde übrigens im Ziel noch unterstützt durch den Moderator, der uns beide nach unserem Lauf noch interviewte – noch eine Neuerung, das hatte ich auch noch nicht erlebt.
Ach ja, die Helfer haben wir durch unsere Gesamtzeit auch wieder aus dem Konzept gebracht: die Zielbrezeln waren noch nicht fertig gebacken. Dafür bekamen wir diese dann frisch aus dem Ofen nachgereicht…