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Heppenheimer Altstadtlauf

Nach einem langen Tag im Büro stand ich auf den Weg zum Heppenheimer Altstadtlauf kurz vor Darmstadt auf der A5 im Stau. Es hatte bereits den ganzen Tag über immer wieder geregnet und auch jetzt war der Himmel grau und wolkenverhangen, ein paar Tropfen sammelten sich schon wieder auf der Windschutzscheibe. Immerhin rund 60km Anfahrt sind von meiner Arbeitsstelle bis an die Bergstraße zu absolvieren und leider erwies sich die Ankündigung, „3km stockender Verkehr vor Pfungstadt“ als ausgewachsener, alle vier Fahrspuren übergreifender Stau, der  schon ein paar Kilometer vor Weiterstadt begann, als das Navi noch mehr als 30 zu fahrende Kilometer anzeigte. Dies alles zusammen genommen verwundert es nicht wirklich, wenn man sich in einem solchen Moment die Frage stellt, warum man für einen Lauf durch die Heppenheimer Altstadt, den man in etwas über einer halbe Stunde absolviert hat, eine Fahrt hin und zurück auf sich nimmt, die diese Zeit locker um das doppelte übertrifft.

Anfahrt zum Heppenheimer Altstadtlauf

Zwar fielen mir natürlich ein paar Standardläufersprüche ein, die Frage wirklich beantworten konnten sie jedoch auch nicht, denn ich hatte noch an keinem Heppenheimer Altstadtlauf der vergangenen Jahre teilgenommen. Wollte ich eine Antwort, würde ich mich wohl durch den Stau und die restlichen Kilometer kämpfen müssen. Zum Glück lief es dann ab dem Darmstädter Kreuz wieder flüssiger. Ich hatte ohnehin ein recht großzügiges Zeitfenster geplant, so dass ich nicht in zeitliche Bedrängnis kam. Die Parkplatzsuche gestaltete sich erwartungsgemäß etwas schwieriger, aber letztlich fand ich dann doch einen recht günstig gelegenen Platz und hatt noch ausreichend Zeit zum Erledigen der Formalitäten.
Ich mag es nicht sonderlich, an Veranstaltungen, die ich noch nicht kenne, erst in letzter Minute aufzutauchen. Parkplatzsuche, Startunterlagen abholen, umziehen, Sachen im Auto verstauen (wahrscheinlich ewig weit weg vom Start),  warmlaufen… und alles zeitlich knapp mit dem drohenden Startschuss im Nacken? Nein danke. Dann doch lieber noch eine Weile die Athmosphäre rund um den Heppenheimer Altstadtlauf genossen und die Läufer der anderen Distanzen angefeuert.

Heppenheimer Altstadtlauf: die Strecke

Die Wartezeit zwischen dem Ende des vorhergehenden Laufs und dem Start des Hauptlaufs habe ich mir dann mit lockerem Warmlaufen verkürzt und mir in dem Zusammenhang schon einmal die Strecke angeschaut. Laut der Ausschreibung und dem Flyer sollte es sich ja um eine anspruchsvolle Strecke durch die Innenstadt inklusive einiger Treppen und Höhenmetern handeln. Da die Runde später insgesamt 6x durchlaufen werden musste, schien es mir nicht die schlechteste Idee zu sein, mich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Hier eine Übersicht vom Streckenverlauf des Heppenheimer Altstadtlaufs:

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Zu Beginn ging es relativ flach durch die Fußgängerzone, ein paar leichte Anstiege waren mit dabei und unter einem Torbogen waren im Durchgang drei Treppenstufen versteckt. Anschließend ging es auf Kopfsteinpflaster wieder etwas bergauf und bergab. Heppenheimer Altstadtlauf: schöne FachwerkhäuserMit Kopfsteinpflaster habe ich bislang nicht viele Erfahrungen gemacht und so schlich sich ganz leise die Frage in den Kopf, wie es sich wohl im Renntempo hier läuft, wenn der Regen wieder einsetzen und es noch nasser werden würde. Mit einem „wird schon gehen“ schob ich diese Gedanken beiseite und lief die Runde locker weiter und genoss dabei den Blick auf die Fachwerkhäuschen der Heppenheimer Altstadt. Einige Straßen später kamen dann doch noch einige heftige Anstiege. Heppenheimer Altstadtlauf: Historisches am RandeWährend des Warmlaufens konnte man hier ja noch kurz verschnaufen und schnell ein paar Bilder der Altstadt und der netten Details machen, die sich hier am Wegesrand befinden – später würden diese Pausen nicht mehr zur Verfügung stehen und ich würde sicherlich auch nicht mehr auf die Details achten.
Ich war gespannt, wie sich an dieser Stelle später wohl Runde 5 und 6 anfühlen würden. Nach dem Erklimmen des „Kirchbergs“ (ich nenne ihn mal so, weil sich an dieser Stelle direkt oberhalb die Kirche St. Peter befindet, die Straße selbst nennt sich „Hinterer Graben“, was aber nicht nach einer anstrengenden Steigung klingt) ging die Route wieder ein etwas längeres Stück bergab, um schließlich auf die Start-/Zielgerade einzubiegen.

Heppenheimer Altstadtlauf: der Lauf

Heppenheimer Altstadtlauf: Start und ZielZiemlich pünktlich um 19 Uhr fiel der Startschuss und 151 Einzelstarter sowie 87 Staffeln begaben sich auf die Laufstrecke. Dank des überschaubaren Starterfelds gab es auf den ersten Metern keinerlei Probleme und das Feld hatte sich fast schon an der ersten Kurve soweit entzerrt, dass man bequem laufen konnte. Obwohl ich die letzten Tage ein wenig unter leichten Erkältungserscheinungen gelitten und das Training weitestgehend reduziert hatte, schien diese Pause der Kondition sogar förderlich gewesen zu sein. Ich hatte mir vorgenommen, weitestgehend „auf Zug“ zu laufen und auf den ersten Runden klappte das wider Erwarten erstaunlich gut. Ich fand ziemlich schnell meinen Rhythmus und auch die Treppenstufen und das Kopfsteinpflaster machte keine Probleme. Wenn man schnell genug läuft, bleibt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob man bei nassem Pflaster an einer Ecke wegrutschen könnte. Man ist schon durch, bevor man zu einem Ergebnis kommt.
Heppenheimer Altstadtlauf: enge GassenWas von Anfang an positiv auffiel war, dass die Teilnehmerzahl so bemessen war, dass es auch an den etwas engeren Stellen keine Probleme mit den anderen Läufern gab. Das lag zwar nicht in der Hand der Veranstalter, aber ich empfand es dennoch als angenehm. Selbst auf den späteren Runden änderte sich das nicht, obwohl es hier dann natürlich zum Überholen langsamerer Läufer oder zum Überholt werden durch die Topläufer kam. Alles lief sehr diszipliniert ab.
Kurz vor dem Abbiegen auf die Start-/Zielgerade wurde man in jeder Runde durch eine Gruppe eifriger, leere Fässer bearbeitender Trommler angefeuert. Das half, um nach dem erholenden Bergablaufen zuvor die nächste Runde wieder forsch in Angriff zu nehmen. Meine ersten beiden Runden (je 1,3km) lief ich auch jeweils unter sechs Minuten und das war ziemlich genau die vorab angepeilte Pace. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich das Tempo über die komplette Distanz würde gehen können – aber ich wollte es zumindest versuchen. Heppenheimer Altstadtlauf: über allem thront die KircheAls ich mich jedoch das dritte mal die Steigung an der Kirche nach oben kämpfte, war der Anstieg schon deutlicher zu spüren und das anschließende Bergablaufen reichte schon nicht mehr ganz zur Erholung aus. Das machte sich dann auch in der Zwischenzeit bemerkbar, die Rundenzeit sank auf 6:14min und somit verdächtig nahe an mein Limit von 6:15min. Ich versuchte, zu Beginn der Runde wieder etwas schneller zu werden und die Flachstrecke zu nutzen, um eventuell ein paar Sekunden herauszuholen, denn die kleineren Steigungen und selbst die drei Treppenstufen mittendrin, waren jetzt langsam aber sicher deutlich zu spüren. Der vierte Anstieg am Hinteren Graben war dann richtig anstrengend. Den Gedanken beiseite wischend, dass ich noch zweimal würde hier hoch müssen, kämpfte ich mich den Hügel hinauf. Dort, wo ich in den Runden zuvor noch locker die Beine hoch nehmen und bergab traben konnte, plumpste ich förmlich bei jedem Schritt den Hang hinab. Um die Kurve in Richtung Zeitnahme – 6:20min… ups, das war irgendwie klar. Noch langsamer durfte ich jetzt aber nicht mehr werden, wollte ich am Ende noch eine halbwegs vernünftige Zeit laufen, übertreiben war jetzt aber auch (noch) nicht drin, schließlich galt es noch volle zwei Runden zu absolvieren.
Heppenheimer Altstadtlauf: Blick hinaufEin wenig taten sie mir ja schon leid, die freundlichen Helfer/-innen, die kurz nach dem Beginn der Runde jedem vorbeilaufendem Läufer Wasser anboten (mal wieder: im Plastikbecher), denn die wenigsten schienen von dem Angebot Gebrauch zu machen. Auch ich ignorierte sie ein fünftes und schließlich ein sechstes Mal, es war heute einfach nicht nötig, unterwegs etwas zu trinken. 6:16min für die fünfte Runde – wenigstens nicht noch langsamer geworden, sondern die Geschwindigkeit gehalten. Dazu kam die Gewissheit, dass alle Steigungen nun ein letztes Mal vor mir liegen würden und das beflügelte. Ebenfalls gut für das Ego war, auf der letzten Runde doch noch den ein oder anderen Staffelläufer überholen zu können. Diese – gut erkennbar am in der Hand gehaltenen Staffelholz(!) – hatten nämlich zu dem Zeitpunkt maximal etwas über eine Runde in den Beinen. Die letzte Steigung war dennoch hart, ich war froh, dass es das letzte Mal gewesen ist, dass ich den Kirchberg hoch bin. Bergab dann nochmal alles gegeben und auf der Zielgeraden die Uhr fest im Blick gehabt, dass die 36 Minuten bloss vorne stehen bleiben. Tatsächlich habe ich die letzte Runde mit 5:57 nochmal in unter sechs Minuten absolviert und mein offizielles Ergebnis für den Heppenheimer Altstadtlauf steht bei 36:36,5 – eine leistung, mit der ich mehr als zufrieden bin. 7,8km mit 150hm und einer Pace von rund 4:42/km und das nach erkältungsbedingter Ruhepause von über einer Woche, was will ich mehr?

Heppenheimer Altstadtlauf: ein Eis nach dem LaufIm Ziel gab es dann dank der Unterstützung durch Langnese, die in Heppenheim ein Werk und einen Fabrikverkauf haben, noch jede Menge Eis. Eine schöne Abwechslung zu den ansonsten üblichen (aber nicht minder gern gesehenen) Getränken. Stilgerecht gönnte ich mir natürlich ein Magnum-Silver: statt Champagner im Glas gab es somit Marc de Champagne-Eis. Sehr lecker! Bei einem netten Plausch im Kreise meiner Mitstreiter um den Pfungstädter Laufcup, die ich an diesem Tag erstmals persönlich kennengelernt habe, haben wir den Abend in Heppenheim dann ausklingen lassen, bis es uns schließlich zu kalt wurde und wir uns dann doch alle lieber auf den Heimweg in Richtung warme Dusche gemacht haben, anstatt doch noch eine (weitere) Erkältung zu riskieren.

Abschließend möchte ich noch auf meine Eingangs erwähnte Frage zurückkommen, warum man für einen halbstündigen Lauf eine deutlich längere Fahrtzeit auf sich nimmt. Die Antwort ist eine ganz einfache: weil es sich lohnt. Im Fall Heppenheimer Altstadtlauf: wegen der Altstadt (besser vor dem Lauf in Ruhe ansehen), dem überschaubaren Teilnehmerfeld, der anspruchsvollen Streckenführung und nicht zuletzt wegen dem Eis im Ziel.

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