Dass ich immer mal wieder im Internet nach Fixies stöbere, ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr. Auch, dass ich nach wie vor kein eigenes besitze. Nur, wenn ich das ändern wollte, dann müsste ich mich irgendwann auch mal für eines entscheiden und aufhören, immer wieder nach weiteren schönen Fixed Gear-Bikes ausschau zu halten. Dann wäre aber meine Fixies-Kategorie hier im Blog hinfällig und sie macht mir einfach zu viel Spaß, als dass ich sie durch ein eigenes Bike ersetzen wollte – zumindest derzeit. Ok, es hat natürlich auch noch andere Gründe, warum ich mir nicht einfach ein Rad nach dem anderen in die Garage hole, logisch. Fehlende finanzielle Möglichkeiten sind ebenso ein Grund, wie die fehlende Garage an sich – und im Gartenhaus ist der Platz äußerst begrenzt. Da müsste ich erst einmal eines der anderen Räder abstoßen, bevor ich ein neues dort parken kann (bzw. darf). Falls also jemand zufällig ein vernünftiges Tourenrad mit lediglich defekter Gangschaltung sucht – ich hätte da noch eines im Angebot.
Jedenfalls habe ich beim Stöbern mal wieder etwas (für mich) Neues entdeckt: Glow-In-the-Dark-Bikes. Ich habe keine Ahnung, ob die fluoreszierende Ausführung gerade „in“, „trendy“ oder schon wieder ein alter Hut ist, aber ich selbst hatte das vorher noch nicht auf dem Schirm und daher berichte ich hier darüber. Auch habe ich keine Ahnung, ob sich diese Bikes mit der StVO in Einklang bringen lassen oder ob irgendein wilder Paragraph der Nutzung im öffentlichen Raum entgegen steht. Cool finde ich fluoreszierende Bikes dennoch.
Während der Vorbereitung meiner USA-Reise mit Ziel Kalifornien (dem Beinahe-Inbegriff für Körperkult, verrückte Strandsportarten, Trends und Lifestyle), suchte ich nach Anbietern von Fixies in der Nähe meiner Reiseziele und ich stolperte dabei über Pure Fix Cycles, die mit dem Hotel, dem Kilo und dem Zulu gleich drei nachtleuchtende Räder im Programm haben.
Als fliegereibegeisteter Mensch finde ich ja alleine die dem internationalen Buchstabieralphabet entnommene Namensgebung (Hotel, India, Juliet, Kilo,…) schon klasse, aber dass die Räder nachts zusätzlich noch leuchten, fetzt ja mal.
Fluoreszierende Reifen, Rahmen oder beides?
Die Unterschiede der drei Räder betreffen hauptsächlich die fluoreszierenden Bauteile. Beim Hotel leuchten nachts die Felgen, beim Hotel leuchtet der Rahmen und die Gabel und das Zulu vereint beide Komponenten in einem Bike. Ansonsten sind sich die Räder in der Ausstattung sehr ähnlich, alle kommen mit Flip-Flop-Nabe, können also als Singlespeed mit Freilauf oder als Fixed-Version gefahren werden und haben eine Vorderraddbremse bereits von Werk aus angebaut. Eine Hinterradbremse lässt sich optional ebenfalls montieren. Die Reifengröße liegt bei allen Bikes bei 700×28. Inwieweit die beworbene 1-Jahres-Garantie hier in Deutschland von Relevanz wäre, sei mal dahingestellt.Was mich ja mal interessieren würde: wie stark ist eigentlich der fluoreszendierende Effekt bei Nacht wirklich? Die Bilder der Webseite sind da etwas unzuverlässig, da man wohl in den seltensten Fällen bei absoluter Finsternis unterwegs sein dürfte und somit der Kontrast sich sicherlich anders darstellen wird, als im Web, wo rundherum nur schwarze Fläche eingefügt wurde. Angeblich bedeutet eine Stunde Sonnenschein jeweils eine Stunde Glow-Effekt. Wenn ich allerdings an die nachtleuchtenden Sterne für die Zimmerdecke denke, leuchten die nur wirklich hell, wenn sie frisch angestrahlt wurden. Wenn ich das auf fluoreszierende Bikes übertrage, heißt das also entweder das Rad vor hell erleuchteten Schaufenstern oder unter einer Straßenlaterne zu parken oder alternativ eine Schwarzlicht-Taschenlampe dabei zu haben. Mit letzterer könnte man zur Not auch unterwegs fluoreszierende Bereiche nochmal schnell „nachladen“. Auf der anderen Seite sind manche Videos und Bilder, die man so im Netz findet durchaus vielversprechend.
Preislich liegen alle drei Pure Fix Bikes bei $399, das entspricht beim derzeitigen Umrechnungskurs (Stand April 2014) in etwa €290,-. Ein Preis, den hierzulande kaum ein nagelneues Fahrrad bietet, auch wenn ich natürlich über die Qualität der Komponenten nichts sagen kann. Dennoch: selbst mit Transportkosten und Einfuhrumsatzsteuer sind die Räder noch günstig. Leider ist es bei Pure Fix Cycles so, wie bei vielen anderen Geschäften in den USA auch: ein Versand erfolgt lediglich innerhalb der USA und Canada und auch amazon.com versendet in diesem Fall nicht nach Europa…
Leider habe ich es während der paar Tage in den USA nicht einrichten können, in Burbank vorbei zu fahren, um mir die Räder vor Ort einmal anzusehen und eventuell sogar Probe zu fahren. Meine Stopover-Zeit in Los Angeles war nicht lange genug, um den Trip in die knapp 45km nördlich liegende Stadt einschieben zu können. Insofern bleibt mir nur der Blick auf die Webseite(n) der Hersteller, die fluoreszierende Bikes im Angebot haben. Wer die grün fluoreszierende Farbe übrigens nicht mag, der kann sich gerne auch mal bei Aerofix Cycles umschauen, auf deren Webseite findet sich auch ein blau leuchtendes Fixie in ungefähr demselben Preissegment.
Revolights – cooles Licht am Bike
Beim Stöbern auf der Pure Fix Webseite fiel mir schließlich noch das Revo Juliet auf. Ein Fixie aus dem Standardprogramm, ausgestattet mit Revolights – ein LED-basierendes und geschwindigkeitsabhängiges Beleuchtungssystem, das an den Speichen montiert wird. Es produziert vorne einen von allen Seiten sichtbaren weißen Drittelkreis und hinten einen ebenso gut sichtbaren roten Drittelkreis. Revolights, Inc. ist ein relativ junges Unternehmen, die beiden Gründer sind erst seit 2010 dabei, Systeme zu entwickeln, die das Fahren im Straßenverkehr sicherer machen sollen. So schön und funktional die Lichter auch sein mögen, ich habe auch bei diesem System Bedenken, dass es den Anforderungen der deutschen StVO standhält. Ich frage mich aber auch bei manch einem Beleuchtungssystem herkömmlicher Bauart, warum es nun nicht für den Straßenverkehr zugelassen sein soll, nur weil eine LED anstatt einem Birnchen verbaut ist. Zumal man die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer bei der Nutzung der Revolights ohnehin auf sich ziehen würde und somit hätte man ja die gewünschte Aufmerksamkeit und wäre vor einem versehentlichen Übersehenwerden sicher.
Das Video, das auf der Revolights-Webseite und auch auf der Pure Fix-Seite zu sehen ist, zeigt, dass die Beleuchtung tatsächlich aus allen Blickwinkeln zu erkennen, bzw. unübersehbar ist. Außerdem scheint die Ausleuchtung vor dem Rad durch die weiße Beleuchtung vorne bei Fahrten in der Stadt und auf beleuchteten Straßen durchaus ausreichend zu sein. Ob das auch für stockdunkle Landstraßen oder gar nächtliche Fahrten durch Felder und Wälder gilt, vermag das Video nicht zu vermitteln. Andererseits könnte man für diese Fälle das Revolights-System ja noch durch herkömmliche, am Lenker oder Rahmen befestigte Beleuchtungssysteme ergänzen.
Ein neueres Video der Version 2 der Revolights zeigt, dass die Lichter am Hinterrad anzeigen, wenn man abbremst (sie blinken) und wie die Beleuchtung auch im Stand funktioniert. Der Li-Ion-Akku ist schnell an der Nabe installiert und sorgt für 4h Licht, das sollte für die meisten Abendtouren mehr als ausreichend sein.
Mir jedenfalls gefällt die Idee und die Umsetzung, die hinter den Revolights steckt und ich wäre durchaus auch bereit, die $139,- für die Version 1, bzw. die $229,- für die neuere Version zu investieren wenn, ja wenn das System hier nur irgendwie halbwegs komfortabel und ohne exorbitante Shipping-Charges erhältlich wäre. Immerhin gibt es für die Version 1 einen Dealer in England, der auch zu vernünftigen Frachtpreisen nach Deutschland liefert. Allerdings sind dort nur Reifensätze mit bereits installierten Revolights v2.0 erhältlich – zum stolzen Preis von £399,-/ca. €480,-(!). Die Version 2 zum nachträglichen Anbau ist derzeit nur über rei.com erhältlich (für Reifengröße 700c/622mm), allerdings kämen dort $72 für den Transport hinzu und die Einfuhrumsatzsteuer beim Zoll fiele ja auch noch an, so dass (im Gegensatz zum in den USA bestellten Fixie) die Relation zwischen den Kosten und dem Produkt an sich am Ende leider nicht mehr ganz so attraktiv ist. Da wiederaufladbare Lithium-Batterien aber in den USA ohnehin nicht per Luftfracht versendet werden dürfen, liefert auch rei.com nicht nach Europa…
Um Nachfragen vorzubeugen: ich stehe weder mit Pure Fix Cycles, noch mit Revolights, Inc. in irgendeiner Geschäfts- oder ähnlichen Beziehung und profitiere nicht davon, dass ich hier über die Unternehmen berichte. Mir gefallen jedoch sowohl fluoreszierende Räder, als auch das vom Standard abweichende Beleuchtungssystem von Revolights und wollte darüber berichten. Gegen Testmuster (Rahmengröße wäre dann 58cm), um meinen Bericht zu untermauern oder zu erweitern, hätte ich selbstverständlich nichts einzuwenden, aber wer hat das schon?