Der Melibokuslauf in Alsbach-Hähnlein stand am Sonntagmorgen vor einer Woche auf dem Programm. Ja genau, das war das Pfingstwochenende, an dem ganz Deutschland unter den Temperaturen von bis zu 35°C gestöhnt und geschwitzt hat… Und da soll ich ausgerechnet einen Berglauf über 10,6km mit insgesamt 240 Höhenmetern absolvieren? Nun gut, das mit den Temperaturen konnte ja keiner ahnen, als ich mich seinerzeit für diesen Lauf entschieden und mich angemeldet hatte und ehrlich gesagt – je näher der Termin rückte, umso neugieriger wurde ich, wie wohl die Strecke dieses Laufes ist und wie ich damit zurechtkommen würde. Der Melibokuslauf ist für mich der erste Berglauf überhaupt, an dem ich teilnehmen würde und ich habe keine Ahnung, was die Angabe „240 Höhenmeter“ letztlich für ein Streckenprofil bedeutet und wie sich dieses auf meine Kondition und meine Geschwindigkeit auswirken würde. Ok, man kann sich die Strecke für den Melibokuslauf schon vorab auf der Webseite des Veranstalters oder auch direkt auf gpsies.de ansehen und sich gedanklich an den langen Anstieg vorneweg und den zwei wohl knackigen Anstiegen mittendrin orientieren, eine genauere Vorstellung bekam ich davon jedoch trotzdem nicht.
Auf zum Melibokuslauf nach Alsbach
Also machte ich mich am Sonntag frühmorgens auf den Weg zum Melibokuslauf nach Alsbach. Das Navi führte mich dabei durch mir meist gänzlich unbekannte Ortschaften und Straßen, da die zuvor geplante Route durch Darmstadt aufgrund einer Sperrung nicht zur Verfügung stand. Der Woog-Sprint in Darmstadt bedeutete eine Vollsperrung der B26 ab Roßdorf und erforderte somit das Ausweichen auf eine Alternativroute durch die Dörfer. Ich hatte aber ausreichend Zeit eingeplant und vertraute auf die Fähigkeiten meines Navis und kam tatsächlich früh genug an, um noch einen nahegelegenen Parkplatz zu erwischen. Die Startunterlagen hatte ich schnell geholt und machte mich anschließend frühzeitig auf den Weg zum Start, der sich knapp 500m entfernt befand. Auf dem Weg dorthin musste man bereits die ersten, nicht ganz so flachen Höhenmeter überwinden und man bekam so schon einen kleinen Eindruck davon vermittelt, was während des Rennens auf einen wartete. Das lag natürlich auch daran, dass ich schnurstracks auf den Wald zulief und der Blick fortwährend auf den vor mir aufragenden Bergrücken gerichtet war.
Ich war sehr früh am Start und die Anzahl der bereits wartenden Läufer war überschaubar. Die Temperaturen waren sehr angenehm für die letzten Tage schon fast als kühl zu bezeichnen, knapp über 20°C machte ich mir keine Gedanken darum, dass es vielleicht zu heiß werden würde, obwohl es in den letzten Tagen tagsüber deutlich über 30°C heiß gewesen war. Trotzdem gab es bereits Getränk, Gummibärchen und Salzstangen – letztere zwei ein weiteres Novum in meiner Läufererfahrung, aber warum eigentlich auch nicht.
Nach und nach trudelten die weiteren Teilnehmer im Startbereich für den Melibokuslauf ein und die Veranstalter wurden nicht müde, neben den üblichen Begrüßungen und Danksagungen auch auf die möglichen Gefahren des heutigen Laufs hinzuweisen. Damit war nicht nur der niedrigliegende Baum auf der 20km-Strecke gemeint, an dem man sich den Kopf stoßen konnte, sondern auch die Tatsache, dass man es heute aufgrund der zu erwartenden Temperaturen besser nicht übertreiben, sondern stattdessen auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten solle.
10,6km und 240 Höhenmeter
Der Startschuss für den Melibokuslauf fiel pünktlich und knapp über 300 Starter machten sich daran, die erste kleinere Rampe kurz nach der Startlinie zu erklimmen. Diese machte bereits deutlich, dass es sich beim Melibokuslauf tatsächlich um einen Berglauf handelt. Zum Glück war das Starterfeld noch dicht beisammen und so war ein Überpacen nicht möglich, denn was sich ebenfalls zeigte und im weiteren Verlauf der Strecke noch ein paar mal auftrat, war das Problem, dass die Wege im Verhältnis zu der Anzahl der Läufer stellenweise einfach zu schmal waren. Besonders deutlich zeigte sich das nach ein paar hundert Metern, wo teilweise gerade mal zwei Läufer nebeneinander passten. An diesen Stellen musste man dann sein Tempo an die anderen anpassen, da einfach kein Platz zum Überholen war. Was mir im ersten Moment störend vorkam, weil ich weder richtig in mein Tempo hineinkam, noch platzmäßig so laufen konnte, wie ich gerne wollte, erwies sich im Nachhinein betrachtet allerdings wahrscheinlich als ganz hilfreich. Denn anstatt eventuell in der Anfangsphase des Rennens zu überpacen, wurde ich auf ein zwar langsameres, aber dennoch nicht zu langsames Tempo gedrosselt und sparte so Energie, die ich später noch benötigen würde.
Schon auf dem zweiten Kilometer ging es merklich bergan, die ersten merklichen Steigungen waren ziemlich anstrengend. Zwischendurch gab es zwar immer wieder flachere Abschnitte, aber insgesamt ging es stetig nach oben, deutlich zu erkennen an den Ausblicken, die sich zwischen den Bäumen hindurch immer wieder auf die umliegende Landschaft boten. Dadurch, dass sich die Wege permanent am Berghang entlangschlängelten verlor ich ziemlich schnell das Gefühl für die Richtung, in die ich lief und hatte lediglich durch die Kilometermarkierungen eine ungefähre Ahnung, wo ich mich befinden musste. Ich wusste, dass noch zwei deutliche Anstiege im Höhenprofil erkennbar waren, nur wo genau, wusste ich nicht mehr.
Als sich bei Kilometer 6 die 10km- von der 20km-Strecke trennte, wurde die stetig nagende Frage, wann denn nun der erste der beiden heftigen Anstiege kommt, von einer Kurve auf die nächste beantwortet. Kaum abgebogen ging es steil nach oben und der ein oder andere war an dieser Stelle lieber gehend als laufend unterwegs. Etwas frustrierend war es, zu sehen, wie oben die 20km-Läufer angeflogen kamen, denn diese hatten eine ca. 3km lange Schleife absolviert und kamen von oberhalb den Weg an der Zusammenführung wieder herunter. Wenigstens ging es jetzt auch auf der 10km-Strecke wieder kurz bergab, so konnte man sich kurz erholen, bevor die letzte steile Steigung vor Kilometer 8 an den Reserven nagen würde. Auf rund 600m ging es stramm bergan und mit jeder Kurve wurde es unangenehmer und härter. Einzig die Aussicht darauf, dass man die gewonnenen Höhenmeter anschließend bis ins Ziel würde wieder abbauen können, sorgte für etwas zusätzliche Motivation. A propos Motivation: an den Steilstücken halfen zum Teil meine Motivationsbilder, die bereits beim Marathon zum Einsatz kamen, um auch hier die brennenden Oberschenkel zu ignorieren. Schon interessant, wie sehr Laufen manchmal Kopfsache ist.
Endlich oben angekommen ging es endlich bergab! Die Freude auf eine erholsame Reststrecke bis ins Ziel wurde jedoch schnell wieder gedämpft, denn innerhalb von zwei Kilometern die über acht Kilometer gewonnenen Höhenmeter wieder abzubauen ist alles andere, als erholsam. Die Belastung auf Oberschenkel und Knie ist nicht zu unterschätzen. Einzig meine Kilometerzeit der letzten 2,6 Kilometer hätte ich gerne mal dauerhaft bei einem 10km-Lauf in der Ebene.
Nach etwas über einer Stunde flog ich dann über die Ziellinie. Die Zeit stoppte bei 1:02:21 – eine, wie ich finde, für meine Berglaufpremiere beim Melibokuslauf durchaus passable Zeit.
Etwas weniger schöne Beobachtung am Rande: trotz der zahlreichen Hinweise auf die Temperaturen durch den Veranstalter und dessen Bitte, auf das Erzielen von Bestzeiten beim Melibokuslauf zu verzichten, sind dennoch insgesamt vier Krankenwagen in den Wald gerufen worden. Ich hoffe für alle Betroffenen, dass es keine ernsthaften Probleme gab.
Davon abgesehen war der Melibokuslauf eine schöne und erfahrungsreiche Veranstaltung, an der ich auch im nächsten Jahr gerne teilnehmen werde. Ob ich dann jedoch auf die (knapp) 20km wechsle oder doch lieber wieder die 10,6km mitlaufe, da lege ich mich lieber noch nicht fest. Sind es doch bei den 20km satte 450 Höhenmeter, die es zu absolvieren gilt.
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