Lieber Pappbecher oder doch Plastikbecher benutzen? Die Frage werden sich sicher die meisten Veranstalter von Laufevents bei der Planung stellen. Aber denkt dabei jemand aus Läufersicht an die Teilnehmer?
Viel ist schon in einschlägigen Foren diskutiert worden, in fast jedem Buch über das Lauftraining gibt es mindestens einen Absatz, der sich mit der Thematik auseinandersetzt: das richtige Trinken während eines Wettkampfes. Damit sind nicht unbedingt nur die Tipps zur Häufigkeit und den empfohlenen Trinkmengen gemeint, nein, meist wird dort auch noch der ein oder andere Tipp gegeben, wie man am besten Flüssigkeit beim Laufen zu sich nimmt.
Unbestritten ist das Trinken aus einer Flasche die beste Möglichkeit, das Verhältnis von „Getränk im Körper“ zu „Getränk am Körper“ optimal zu halten, sprich: nach Möglichkeit nichts zu verschütten. Leider ist es jedoch so, dass in den seltensten Fällen von den Veranstaltern an den Verpflegungsstationen Trinkflaschen gereicht werden. Die wenigsten von uns werden darüber hinaus zu dem kleinen elitären Kreis gehören, der zum Beispiel bei einem Marathon in den Genuss kommt, eigene Flaschen in den Verpflegungsbereichen platzieren zu dürfen, bzw. die wenigsten werden von einer solchen Möglichkeit schon aus logistischen Gründen Gebrauch machen.
Vielmehr wird das Gros der Läufer eher zu denjenigen gehören, die beim Vorbeilaufen dankbar einen von Helfern angereichten Plastik- oder Pappbecher annehmen und dann versuchen, den Inhalt desselben auf den folgenden Metern möglichst verlustfrei in den Mund zu bekommen. Ich zähle ebenfalls zu dieser Gruppe von Teilnehmern und habe – so wie die meisten anderen von uns wohl auch, mittlerweile diverse Techniken und Taktiken ausprobiert, um mehr oder weniger erfolgreich Flüssigkeit während des Laufens aufzunehmen. Natürlich kann man jetzt fragen, warum ich in meinem Leistungsbereich nicht einfach meinen Becher entgegen nehme und ein paar Schritte zum Trinken gehend zurücklege, um dann anschließend wieder weiterzulaufen? Ganz einfach: Weil ich auch meinen Stolz habe und mir selbst auch Ziele setze, die ich gerne erreichen möchte. Das muss ja nicht immer das Erreichen des Podiums sein, sondern kann auch ganz einfach bedeuten, dass ich eine bestimmte Zielzeit unterschreiten möchte. Die paar Sekunden am Getränkestand fallen da gefühlt schon ziemlich ins Gewicht. Der Gedanke, langsamer zu gehen anstatt flott zu laufen, ist eine nicht zu unterschätzende psychologische Störgröße.
Somit bleiben am Ende doch nur wieder die Versuche, an der Verpflegungsstelle möglichst viel des angebotenen Getränks in den Mund anstatt über das Shirt zu befördern. Zwar gibt es durchaus auch Läufe, bei denen man sich aufgrund der vorherrschenden Temperaturen gerne einen Teil des gereichten Wassers über den Kopf oder das Laufshirt gießt, aber in der Regel möchte man doch zuvor seinen Durst stillen, bzw. ein wenig den aufgetretenen Flüssigkeitsverlust ausgleichen. Was uns dann wieder zu den zuvor erwähnten, von freundlichen Helfern an der Strecke gereichten Bechern bringt. Diese Becher – meist in der Größe 0,2l – sind in der Regel aus Kunststoff oder aus Pappe und genau das führt uns zu der folgenden Problematik:
Pappbecher – Vorteile beim Laufen
Während sich die Pappbecher problemlos in der Mitte zusammendrücken lassen und sich somit eine Art Schnabel bildet, der ein fast verlustfreies Trinken aus dem Becher erlaubt, führt der Versuch, diese Taktik bei Plastikbechern anzuwenden in 98% aller Fälle dazu, dass der Becher einreißt und man gute Chancen hat, dass zwar Hemd, Hose und Schuhe gekühlt werden, man aber trinktechnisch eher leer ausgeht. Besonders kritisch ist dies bei den transparenten Getränkebechern, diese neigen noch stärker zum Springen, als ihre milchig weißen Kollegen, bei denen zumindest noch der Hauch einer Chance besteht, kleckerfrei zu bleiben. Gegenüber der Rate bei Pappbechern ist die Quote jedoch immer noch grottenschlecht. Ja klar, ich kenne auch den Tipp, einen zugeschnittenen Strohhalm mitzunehmen und diesen an den Verpflegungsstellen zu verwenden – aber mal ganz ehrlich: wenn ich ohnehin schon am Limit laufe, wie soll ich mich dann noch darauf konzentrieren, den Strohhalm hervorzukramen, damit zu trinken und ihn anschließend wieder zu verstauen?
Plastikbecher – warum? Suche nach Gründen
Leider habe ich bei den Laufveranstaltungen der letzten Zeit immer häufiger festgestellt, dass die Veranstalter die Getränke vorzugsweise in ebendiesen weißen und transparenten Plastikbechern ausschenken und eben nicht auf die Variante Pappbecher zurückgreifen. Warum eigentlich? Mich würde das wirklich mal interessieren.
Am Preis, also an den Kosten für den Veranstalter, kann es eigentlich nicht liegen, denn eine spontane Recherche im Internet ergab für die Plastikversion bei Großabnahmen um die 1500-2000 Stück einen Stückpreis von durchschnittlich 4 Cent. Bei den Pappbechern lagen die Preise zwar oftmals geringfügig höher (ca. 5-6 Cent), jedoch ließen sich auch dort Anbieter finden, die dieselben Chargengrößen ebenfalls zu 4 Cent/Stück anboten.
Liegt es am Design? Ganz ehrlich ist es mir persönlich während des Wettkampfs ziemlich egal, ob ich aus einem transparenten, einem weißen, schwarzen, blauen oder mit irgendeinem Aufdruck versehenen Becher trinke. Von mir aus kann dort auch Werbung für Grillbratwürste oder ein Abführmittel aufgedruckt sein – ich würde es ohnehin unterwegs nicht lesen.
Bleiben höchstens noch Vorgaben der Anbieter des verwendeten Wassers, Entsorgungskosten und eventuell die Ökobilanz. Ich denke aber nicht, dass bei der Anfrage eines Veranstalters an den Produzenten von Mineralwasser Sätze fallen, wie beispielsweise: „Wir möchten nicht, dass unser Wasser in Pappbechern gereicht wird, das würde den Geschmack verfälschen“. Ergo dürfte das auch nicht der Grund sein. Wie steht es also um die Entsorgungskosten? Ehrlich gesagt habe ich darüber keine detaillierten Informationen, wie Veranstalter und Vereine mit solchen Kosten belastet werden und kann daher nur von der Situation einer Privatperson ausgehen und da ergibt sich im Prinzip ebenfalls kein Unterschied, da bei uns daheim zum Beispiel die Abholung der gelben Säcke (Plastikbecher) und der Papiertonne (Pappbecher) kostenfrei, bzw. mit den regulären Müllgebühren abgedeckt ist. Ergo: auch hier erstmal kein Unterschied. Somit steht als letzte Option nur noch der Vergleich der Ökobilanz von Plastik- zu Pappbechern. Von den Recyclingmöglichkeiten führt hier der Plastikbecher vor dem Pappbecher, da die Innenbeschichtung der Pappbecher aus Karton das Recycling erschwert. Betrachtet man hingegen die Umweltbelastungen und/oder die Auswirkungen der verschiedenen Materialien auf das Klima, ist von allen Mehrwegsystemen der Becher aus Karton deutlich vorne. Wer hierzu genauere Informationen und auch einen Vergleich zu Mehrwegsystemen sucht, dem sei die Studie „Vergleichende Ökobilanz verschiedener Bechersysteme beim Getränkeausschank an Veranstaltungen“ aus dem Jahre 2008 zur Lektüre empfohlen. Ob es inzwischen eine aktuellere Studie gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich will hier ja auch keine wissenschaftliche Ausarbeitung machen.
Pappbecher – bitte!
Von daher meine Bitte an die Veranstalter von Laufevents: Seid doch bitte so nett und verwendet nach Möglichkeit lieber Pappbecher, anstatt Plastikbecher. Die Mehrheit der Teilnehmer dürfte es euch danken und das sicherlich nicht wegen weniger angefeuchteter oder befleckter Laufshirts. Die müssen hinterher so oder so in die Wäsche. Aber ein paar Milliliter mehr im als am Körper sind meistens gerne gesehen. Insofern mein Voting ganz klar für die Pappbecher an den Getränkeständen der kommenden Veranstaltungen.
Über Kommentare und Rückmeldungen zu den Argumenten für oder wider den Einsatz von Pappbechern, bzw. Plastikbechern, gerade auch aus Veranstaltersicht würde ich mich selbstverständlich freuen.
Absolute Zustimmung. Ich muss bei unserer nächsten Sitzung mal die Verantwortlichen fragen, aus welchen Gründen wir Plastikbecher verwenden. Ich würde eine Antwort wie „Das machen wir schon immer so.“ vermuten.
Was den Müll betrifft: Den können die Veranstalter aber nicht einfach zum Hausmüll packen. Da müssen schon gesonderte Abfallbehälter bestellt und bezahlt werden. Aber auch dort glaube ich nicht, dass es einen finanziellen Unterschied zwischen Gelbem Sack und Altpapier gibt.
Hehe, „das machen wir schon immer so“ – scheinbar nicht nur im Büroalltag die Killerphrase schlechthin. *g*
Was den Müll betrifft: das ist mir schon klar, dass das bei Veranstaltungen gesondert berechnet wird und nicht als normaler Hausmüll gilt. Da ich aber nicht weiß, wie die Gebührensätze sind, war meine Annahme eher: wenn beides im Hausmüll nichts kostet, dürfte es bei gesonderter Berechnung eigentlich auch keine preislichen Unterschiede geben.
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