Nachdem der Trainings-Snapshot #2 fast zwei Jahre auf sich warten ließ, habe ich mir beim Trainings-Snapshot #3 Mühe gegeben, den zeitlichen Abstand etwas kürzer zu gestalten. Mit einem weinberglastigen Bericht über einen Lauf in Uhlbach bei Stuttgart, folgt ein neuer Bericht in der Serie von Kurzberichten über Trainingseinheiten an (für mich) außergewöhnlichen Orten.
Zur Messe nach Stuttgart = Weinberglauf in Uhlbach
Die Teilnahme an der Innovation Food in Stuttgart führte mich für ein paar Tage in den Süden der Republik und die Auswahl des Hotels fiel dabei auf ein sehr gemütliches und freundliches Haus in Uhlbach, welches zwar hier und da die Spuren der Zeit und seine 70er-Jahre-Abstammung nicht ganz verbergen konnte, dieses jedoch sehr übersehbare Manko allerdings durch die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Gastwirte wieder mehr als wett machte. Wer also mal auf der Suche nach einer Unterkunft in der Nähe von Stuttgart ist, der darf gerne mal bei Frau Prinz und ihrem Team vom Gästehaus Münzmay nachfragen, ob noch ein Zimmer frei ist.
Jedenfalls hatte ich mir für meinen zweiten Tag in Stuttgart, bzw. Uhlbach, vorgenommen, eine Trainingseinheit am Nachmittag oder frühen Abend einzuschieben. Die Kinder aus der in der unmittelbaren Nachbarschaft gelegenen Schule machten vor wie das aussehen kann, denn der Sportunterricht bestand aus mehreren Laufrunden, die allesamt an meinem Balkon vorbei führten. Am frühen Morgen hatten die Kids sogar das Glück, dass das Wetter mitspielte, denn wie sich herausstellen sollte, würde auch an diesem Nachmittag wieder heftiger Regen den morgendlichen Sonnenschein ablösen.
Ich hatte dementsprechend einen heftigen Kampf mit meinem wasserscheuen Schweinehund auszufechten, als ich am Nachmittag wieder zurück in meinem Hotelzimmer war. Der Regen wollte sich scheinbar festsetzen und hatte offenbar nicht vor, nachzulassen oder ein Ende zu nehmen, die Laufsachen – noch ordentlich im Koffer verstaut – waren eher für Sonnenschein ausgelegt als für feucht-kühle Umgebungsbedingungen und eine leckere Pizza schien wesentlich attraktiver, als die Aussicht auf nasse Höhenmeter in den umliegenden Weinbergen.
Aber schlussendlich siegte dann doch der Trainingsplan und der Wille, diese schon vorab als Weinberglauf geplanten und vom Umfang her eigentlich lächerlichen 3,2km zu absolvieren und im Nachgang einen Snapshot daraus zu stricken. Also zog ich die Laufsachen aus dem Koffer, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und machte mich daran, die Weinberge rund um Uhlbach zu erlaufen, ohne eigentlich so recht zu wissen, auf was ich mich einlasse. Dass es bergauf gehen würde, war nach einem Blick aus dem Fenster zwar klar, nur das wie – das kannte ich bis zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Hier meine Strecke, wie ich sie absolviert habe:
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Vom Hotel aus ging es nach ein paar Metern bereits direkt in die Weinberge. Zu diesem Zeitpunkt noch mit einer moderaten Steigung. Der Blick nach vorne ließ jedoch erahnen, dass es sicherlich nicht dabei bleiben würde, denn die rundherum aufragenden Höhenmeter wollten irgendwie überwunden werden. Schon nach der ersten Kurve sollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten. Zwar war die Steigung noch immer erträglich, aber es ging schon deutlich steiler nach oben. Zum Glück ziehen sich die Wege durch die Weinberge in Uhlbach weitestgehend am Hang entlang und nicht auf dem kürzesten Weg nach oben. Ins Schnaufen kam ich jedoch schon ziemlich – und ich hatte gerade mal die 1km-Marke passiert…
Den Berg hinauf zu laufen hat natürlich auch seine schönen Seiten, denn man wird relativ schnell mit tollen Aussichten belohnt. Nach nicht einmal zehn Minuten bereits oberhalb der meisten Häuser und der Kirchturmspitze zu sein hat was und gibt einem schon nach kurzer Zeit das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Mittlerweile hatte ich mich auch eingelaufen und trotz weiterhin vorhandener Steigung fühlte ich mich nicht mehr ganz so erschlagen, wie nach den ersten paar Metern. Es ist immer interessant, wie man bei solchen Gelegenheiten den Effekt des „Aufwärmens“ und/oder „Einlaufens“ vor einem Rennen deutlich spürbar durch den eigenen Körper aufgezeigt bekommt. Dennoch habe ich es bis heute nicht geschafft, mich bei einem Wettkampf von dem Gedanken zu lösen, dass mich das Aufwärmen vor dem Lauf vielleicht doch schon irgendwelcher Kraftreserven berauben könnte, die ich am Ende des Rennens eventuell noch dringend brauche.
Mein Weg führte mittlerweile so langsam aber sicher an die Stelle, an der ich zuvor eine auf der Karte gesehene 90°-Rechtskurve in Erinnerung hatte und der Blick entlang der Weinberge ließ dabei nur eine Interpretation offen: steil nach oben.
Der Anstieg war dann tatsächlich nicht von schlechten Eltern und brachte mich definitiv zum Keuchen. War die erste Steigung nach dem Abbiegen noch als „moderat“ zu bezeichnen, folgte direkt anschließend ein ziemlich steiles Stück, das diese Bezeichnung bei weitem toppte. Getoppt wurde übrigens auch die Aussicht, nachdem ich es tatsächlich bis an den höchsten Punkt meiner Tour geschafft hatte. Zwar konnte ich noch nicht auf der anderen Seite wieder ins Tal schauen und die Regenwolken hatten sich auch nicht wieder verzogen, aber der Vergleich des Blickes auf Uhlbach und die Erkenntnis über die gewonnenen Höhenmeter war schon beeindruckend. Zum Glück ging es ab jetzt dann wieder bergab. Zwar ist das auf die Dauer auch anstrengend durch die Belastungen auf die Knie und Oberschenkel, aber insgesamt bei weitem angenehmer, als die Tortur bergauf. Da ich jedoch am darauffolgenden Wochenende beim Melibokuslauf starten wollte und dieser Lauf insgesamt 240 Höhenmeter auf 10,6km verteilt beinhaltet und auch dort am Ende ein relativ steiler Abstieg ansteht, habe ich meinen Weinberglauf in Uhlbach in allen Teilen als geeignetes Training für diesen Wettkampf angesehen.
Hier noch der zugehörige Eintrag im Trainingstagebuch:
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Aufgrund der knapp 140 Höhenmeter war dies trotz der Kürze der Strecke eine für mich als Berglaufanfänger anspruchsvolle und knackige Runde, die bei entsprechend besserem Wetter sicherlich noch mehr Spaß gemacht hätte, als sie es so schon getan hat. Immerhin gab es ein paar wunderbare Blicke über Uhlbach und das gute Gefühl, dem Schweinehund auch hier ein Schnippchen geschlagen zu haben.