Mit einer neuen Bestzeit über 10km und einem Platz auf dem Treppchen in meiner Altersklasse endete am Sonntag meine Teilnahme beim Koberstädter Waldmarathon in Egelsbach. Zugegeben, es waren eigentlich nur 9,9km, da die Strecke mittlerweile amtlich vermessen ist, aber selbst wenn ich jetzt großzügig noch 30 Sekunden für die fehlenden 100m draufrechne, stellt meine Zeit im Ziel eine erneute Bestleistung über die Distanz dar und zum 3. Platz hätte es auch immer noch gereicht. Ein toller Lauf bei erstaunlicherweise ebenso tollem Wetter, nachdem es die Nacht zuvor wie aus Eimern gegossen hatte.
Koberstädter Waldmarathon: Erfolg über 10km
Wäre ich ein Stabhochspringer wie seinerzeit Sergey Bubka und würde mir mit Prämien für immer neue Weltrekorde meine Brötchen verdienen, ich hätte dieses Jahr definitiv kein schlechtes Einkommen gehabt. Immerhin zum vierten Mal habe ich jetzt meine seit 2009 bestehende Bestzeit über 10km in diesem Jahr schon unterboten. Mit dem Ergebnis vom Sonntag mittlerweile sogar um mehr als 4:20 min, das entspricht einem Vorsprung von fast einem Kilometer, den ich vor mir selbst ins Ziel gekommen bin! Belohnt wurd das am Ende dann tatsächlich mit einem 3. Platz in meiner Altersklasse und ich durfte bei der Siegerehrung auf dem Treppchen meine Urkunde entgegennehmen. Genau genommen war es die Laderampe eines LKW, die als Siegerpodest diente, aber das tat der ganzen Sache keinen Abbruch. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal bei einer Siegerehrung namentlich genannt wurde. Zwar habe ich in der Liste meiner Ergebnisse noch einen weiteren dritten Platz stehen, aber entweder bin ich damals nicht zur Siegerehrung geblieben oder es gab keine AK-Wertung, ich bin mir nicht sicher.
Vor der Belohnung musste jedoch erst einmal die Koberstadt, also das Waldgebiet bei Egelsbach erlaufen werden. Ja genau, eine Stadt „Koberstadt“ sucht man im Postleitzahlenverzeichnis der Post vergeblich, denn es handelt sich hierbei um eine alte Bezeichnung für ein Waldgebiet zwischen Langen, Egelsbach, Arheiligen, Messel und Offenthal. Schön zu erkennen auf der alten Flurkarte und gut beschrieben auf der Veranstalterwebseite sowie bei Wikipedia.
So hat sich also an diesem Sonntagmorgen die ganze Familie zu gänzlich wochenenduntypischen Zeiten auf den Weg nach Egelsbach gemacht. Ich, um am 10km-Lauf teilzunehmen, den ich das letzte mal bei der Debütveranstaltung 2009 mitgelaufen bin, die Kids, um endlich an einem permanent geforderten und immer wieder vertrösteten Bambinilauf teilzunehmen und meine (mittlerweile ebenfalls eifrig auf eine Wettbewerbsteilnahme hintrainierende) Herzdame, um während meines Laufs den Nachwuchs zu bespaßen. Sie wird in zwei Wochen bei einem 5km-Lauf starten, da darf ich dann den Fanclub betreuen.
Das in der Nacht doch ziemlich bescheidene Wetter (heftiger Dauerregen) hatte zum Glück ein Einsehen gehabt und so kamen wir bei angenehmen 18°C und etwas hier und da zwischen den Wolken hervorlugendem Sonnenschein in Egelsbach an. Kurz darauf hatten die Kids Ihren Lauf und während wir noch anschließend auf die Ausgabe der Urkunden warteten, rückte mein Start ebenfalls immer näher. Zuvor hörten wir noch, wie der Start der Halbmarathonläufer heruntergezählt wurde, die Zählweise des Starters „5 … 4… 3… 1… *Peng*“ wurde vom Moderator ganz einfach als hessische Version des Countdowns deklariert, somit musste der Start nicht nochmal wiederholt werden (was sicherlich auch nicht ganz einfach geworden wäre).
Da die Veranstalter (in dem Fall REWE Egelsbach) des zum ersten Mal stattfindenden Bambinilaufs noch leichte organisatorische Probleme hatten und das Überreichen der Urkunden und Medaillen an die Kinder länger dauerte, als sicherlich vorher geplant, war ich schließlich gezwungen, Frau und Kinder am Zielzelt zurücklassen, um noch rechtzeitig zum Startbereich zu kommen.
Koberstädter Waldmarathon: einmal in den Wald und zurück
Als letzte Laufgruppe des Tages (die Marathonläufer waren schon früher gestartet), erfolgte pünktlich um 10 Uhr der Start, der dieses Mal korrekt heruntergezählt wurde. Ich hatte mir vorgenommen, von Beginn an ein höheres Tempo zu gehen, um sicherzustellen, dass ich eine gute Zeit laufe. In der Läuferliste hatte ich gesehen, dass in meiner Altersklasse nur vier Personen angemeldet waren. Auch wenn normalerweise immer Nachmelder am Wettkampftag hinzukommen, es hätte ja auch sein können, dass es bei vier Läufern bleibt und ich wollte nicht der vierte dieser Gruppe werden. Ob ich es schaffen würde, wusste ich natürlich nicht, aber ich wollte es zumindest versuchen.
Die erste Kilometermarke kam gefühlt sehr früh und der Blick auf die Uhr zeigte, dass ich mit einer Pace von knapp über 4:00 dann doch etwas zu flott gestartet bin. Ich wollte zwar schnell unterwegs sein, aber so schnell dann doch wieder nicht. Schließlich wollten knapp zehn und nicht nur fünf Kilometer gelaufen werden. Auf dem zweiten Kilometer, der aus Egelsbach heraus und in Richtung Wald führte nahm ich daher das Tempo etwas heraus. Leider zeigte sich an der nächsten Markierung, dass ich es da wohl entweder etwas zu gut gemeint hatte, oder die Abstände zwischen den Schildern passten doch nicht so ganz, denn mit einer Pace von 5:46 war ich dann doch deutlich zu langsam für eine vernünftige Zeit am Ende. Also das Tempo wieder etwas erhöht und die nächsten zwei Kilometer liefen dann auch etwas besser. Im Wald ist das Profil der Strecke etwas hügeliger, auf leichte Gefällstrecken folgen immer wieder kleinere Anstiege, die Pace bewegte sich wieder Richtung „unter 5“.
Koberstädter Waldmarathon: Perfekt ausgestattete Bar im Wald
Obwohl es mittlerweile etwas sonniger und wärmer geworden war, war die höhere Luftfeuchtigkeit recht gut zu ertragen und ich konnte die Verpflegungsstelle bei Kilometer 5 guten Gewissens ignorieren, obwohl das Angebot an verschiedenen Getränken mehr als üppig war. Bei den meisten 10km-Läufen ist Wasser die Regel und Tee kommt häufig ebenfals hinzu. Hier aber gab es, wenn ich mich richtig erinnere: Wasser mit und ohne Kohlensäure, Tee, Apfelsaftschorle und Cola. Sicherlich mag das der Streckenführung der Halbmarathon- und der Marathonstrecke geschuldet sein, ich fand es dennoch bemerkenswert.
Dem positiven Lob folgt jedoch gleich noch ein klitzekleiner Dämpfer, denn nach der Verpflegungsstelle fehlten leider die restlichen Kilometermarkierungen für die 1km-Läufer. Ich meine, bei der Verpflegungsstelle noch ein 5km-Schild gesehen zu haben, danach jedoch entdeckte ich keine Markierung mehr.
Nun gut, dann musste es eben ohne gehen. Immerhin befand ich mich ja nun schon auf dem Rückweg. Ich lief gefühlt immer noch ein flottes Tempo. Es war zwar anstrengend, aber ich wollte nicht riskieren, am Ende zu langsam zu sein – also immer schön „auf Zug gelaufen“. Dank der Mitstreiter um mich herum klappte das auch ganz gut, denn im Wald überholten wir uns immer mal wieder gegenseitig und dadurch blieb das Tempo oben.
Aus dem Wald wieder heraus in Richtung Egelsbach habe ich dann versucht, nochmal etwas anzuziehen. Ich war mittlerweile wieder weitestgehend alleine und musste so komplett nach Gefühl laufen, aber da ich ja wusste, wo die Kilometermarke sich befunden hatte, konnte ich hier wieder die Distanzen einschätzen… …dachte ich… Denn was mein sauerstoffunterversorgtes Hirn nicht berücksichtigte war die Tatsache, dass das Rennen ja nicht an der Startlinie, sondern rund 400m danach erst endete. Somit zog sich der letzte Kilometer deutlich länger als der erste. Zum Glück war das ganze vergessen, als ich kurz vor dem Stadion an einer an einem öffentlichen Platz aufgestellten Uhr vorbei kam. Unter der Annahme, dass pünktlich gestartet wurde, dann müsste sich doch mit der Uhrzeit jetzt – schnell hochgerechnet bis ins Ziel – noch was an der Bestmarke drehen lassen.
Koberstädter Waldmarathon: Zieleinlauf, Bestzeit, Siegerehrung!
Das reichte als Motivation, das Tempo weiterhin hoch zu halten, obwohl ich bereits merkte, dass ich es jetzt besser nicht übertreiben sollte, wollte ich im Ziel nicht den nächstbesten Eimer umarmen. Die freundlichen Streckenposten winkten mich trotz der eindeutigen Absperrungen und unzweifelhafter Streckenführung eifrig in Richtung der Tartanbahn („Jetzt nochmal alles gebbe, ’s is gleich g’schafft“) und kurz darauf war ich auf den letzten 300m des diesjährigen Laufs unterwegs. Auf den letzten 100m wurde ich dann auch vom Sprecher angesagt – sogar inklusive Webdresse (die gebe ich immer im Vereinsfeld an, Werbung muss sein). Letztere nannte er sogar mehrfach, da er sich ob der korrekten Aussprache nicht sicher war. Aber das kann man auch keinem verübeln. Hat er prima gemacht.
Irgendwas um die 48:20 Minuten zeigte die Uhr für mich am Ende und ich wusste schon mal, dass das auf jeden Fall erneut eine neue Bestzeit darstellte. Von meinem Fanclub wurde ich freudig begrüßt und beglückwünscht und nun hieß es warten, bis die Ergebnislisten ausgehängt wurden.
Als diese dann hingen, war klar, wir müssen noch eine Weile bleiben – ich bin mit einer Zeit von 0:48:16 tatsächlich 3. in meiner AK (Altersklasse) geworden und die Nachfrage beim Veranstalter bestätigte, geehrt werden jeweils die 3 ersten in jeder Altersklasse, auch beim 10km-Lauf.
Bei der Siegerehrung dann erneut die Aussprache-Probleme mit der Blogadresse tri-mage.com (für alle: [tri:mæidsch] – ja, ich weiß, das sind keine offiziellen IPA-Zeichen) und der Bitte an mich, doch mal kurz zu erklären, was das denn überhaupt sei. Nun, dem kam ich doch nur allzu gerne nach, bevor ich meine Medaille und Urkunde entgegennehmen konnte. Mit immerhin drei Medaillen und mindestens ebenso vielen strahlenden, aber auch ein wenig erschöpften Gesichtern ging es dann anschließend wieder nach Hause – ein rundum schöner Tag für die ganze Familie!
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Glückwunsch!
Cooler Lauf und cooler Bericht.
Ich mag ja diese „kurzen Strecken“ überhaupt nicht. Viel zu schnell und viel zu hektisch! ;-)
Da lobe ich mir einen gediegenen Ultra! ;-)
Zum Ultra fehlt mir noch etwas die Ausdauer. ;) Dass ich mich dieses Jahr auf die 10km konzentriert habe, hatte aber andere Gründe. Der BMW Marathon lag dieses Jahr zu ungünstig zum Familienurlaub und der HM in DA wurde ja leider abgesagt. Da gewann dann ein anderer Anreiz an Bedeutung, dem ich in den nächsten Tagen einen Artikel widmen werde. ;)
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Hab eben deinen Bericht gelessen, sehr gut geschrieben … ich bin letztes Jahr leider zu früh abgereist und habe daher die Siegerehrung verpasst. Sonnst hätten wir uns dort gesehen ????. Heute bin ich geblieben ????
Tolle Veranstaltung …
Danke. Ich war dieses Jahr in Egelsbach gar nicht mit dabei. Meine Pläne für dieses Jahr sind alle komplett durcheinander geraten und auch der Termin in Egelsbach ist ein (weiteres) Opfer dieses Chaos…. ;) Ich denke mal, nächstes Jahr sehen wir uns wieder öfter.
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