Zwar habe ich den Paketboten mit dem zalando-Paket nicht erfreut angequiekt, als er vor meiner Tür stand, über die Ankunft des Mizuno Wave Hitogami, meinem neuen Rennpferd für die nächste Zeit habe ich mich dennoch gefreut. Schon seit längerer Zeit spielte ich mit dem Gedanken, mir für die Wettkämpfe einen neuen leichten Laufschuh zuzulegen. Bislang scheute ich jedoch die Investition, die bislang jeweils ein oder zwei Paar reguläre Laufschuhe im Schrank taten brav ihren Dienst und Wettkämpfe kann man schließlich auch in einem Schuh mit Dämpfung und Stützfunktion laufen. Dennoch ließ mich der Gedanke an einen leichten Wettkampfschuh nicht mehr los, seit ich das erste mal in irgendeinem Forum oder einer Laufzeitschrift davon gelesen hatte.
Die Fragen, die sich dabei stellten:
- würde man einen deutlichen Unterschied durch das geringere Gewicht merken?
- würde ich Probleme mit den Gelenken und/oder Muskeln bekommen, weil die ansonsten vorhandene Stützfunktion weitestgehend entfält?
- würde ich einen zeitlichen, bzw. geschwindigkeitsbezogenen Unterschied bemerken?
- zuletzt: würde sich die Investition lohnen?
Nun stand es also vor mir, das Paket mit dem neuen Schuh und nach dem Auspacken strahlte mich der Mizuno Wave Hitogami in strahlendem weiß/gelb/rot erwartungsfroh an. Rein optisch macht der Schuh schon was her und eine gewisse aggressive und entschlossene Optik kann man dem Schuh nicht absprechen, ich bin gespannt, ob der Schuh die so geschürten Erwartungen auch halten kann.
Mizuno Wave Hitogami – die Fakten
Der Schuh, den ich mir bestellt habe, steht in Größe 44 vor mir, die deutsche Größenangabe entspricht der tatsächlichen Größe und passt perfekt. Der Schuh fällt also „normal“ aus. Zumindest soweit ich das beurteilen kann.
Das Gewicht des Schuhs liegt nach Aussage meiner Küchenwaage bei exakt 223 Gramm. Der Schuh ist damit also nochmal um 82 Gramm leichter, als der Nike Lunarglide+ 5 (mein Testbericht zum Lunarglide) und lediglich 48 Gramm schwerer als meine Five Fingers Barfußschuhe.
Die auf der Webseite von Mizuno aufgezählten Eigenschaften sind überschaubar. Man erfährt, dass der Mizuno Wave Hitogami ein Wettkampfschuh mit minimaler, aber guter Dämpfung für Neutralläufer ist, also Läufer, die weder stark nach innen oder außen abknicken und dass der Schuh über eine gute Passform verfügt.
Eine sogenannte Dynamotion Fit Technologie des Obermaterials unterstützt eine natürliche Fußbewegung und soll gleichzeitig optimale Sicherheit bieten und die von Mizuno entwickelte und in die Sohle eingearbeitete Wave-Platte aus dem neuen Zwischensohlenmaterial U4iC (ein Wortspiel im Englischen: U4iC > u four ic > euphoric = euphorisch) soll den Ansprüchen in Sachen Dämpfung und Stabilität aller Läufertypen gerecht werden.
Die Sprengung des Schuhs, also die Höhendifferenz zwischen dem Ferse und Vorderfuß beträgt 9mm, ist also nicht sehr groß und somit typisch für einen Wettkampfschuh.
Der Preis des Wave Hitogami wird bei Mizuno mit 115,- € angegeben, im Internet bekommt man ihn zum Teil schon ab ca. 75,- €.
Mizuno Wave Hitogami – das Design
Rein optisch hebt sich das Design des Mizuno deutlich von dem anderer Laufschuhe ab. Die Grundfarbe des Schuhs ist weiß, die Sohle schwarz/gelb und die Applikationen sind in rot (beim Damenmodell in türkis) gehalten und widerspricht dem teilweise doch recht markanten Einsatz von Leuchtfarben bei anderen Herstellern. Nicht, dass ich das jetzt unbedingt schlecht finde, aber Mizuno bleibt angenehm dezent in der Farbgebung.
Der asiatische Einschlag lässt sich bei diesem Schuh nicht verleugnen, die roten Applikationen sind der Maske japanischer Kabuki-Theaterdarsteller nachempfunden, so ist es zumindest im Internet zu lesen und wenn man nach Bildern zum Thema Kabuki sucht, findet man jede Menge Bilder der Theaterdarsteller mit farblich und vom Linienverlauf ähnlichen Gesichtsbemalungen.
Die Sohle des Schuhs mit dem deutlich zu erkennenden Rand der Wave-Platte setzt sich farblich passend in Gelb vom Textilteil ab, um im unteren Teil dann zu schwarz zu wechseln.
Weitere mögliche, durch die Optik des Schuhs hevorgerufene, Assoziationen überlasse ich jedem Leser selbst. Das übliche Designergeschwafel erspare ich mir an dieser Stelle. Ich würde das zwar vielleicht noch halbwegs hinbekommen, aber in der Regel brauchen das nur Produktmanager vor der Markteinführung und für einen Test des Schuhs ist es unrelevant.
Auf der Webseite von Mizuo ist der Schuh zum Zeitpunkt dieses Artikels nur in blauem Grundton mit grünen Applikationen (Herrenschuh) und in grünem Grundton mit lila Applikationen (Damenschuh) abgebildet. Die Farbkombination weiß/rot (Herren), bzw. weiß/türkis (Damen) ist aber bei zahlreichen Anbietern im Internet erhältlich.
Mizuno Wave Hitogami – Testlauf
Natürlich wollte ich nun auch wissen, wie sich der Schuh beim Laufen anfühlen würde und die erste Anprobe zu einer Trainingsrunde bestätigte den Eindruck, den ich hatte, als ich den Schuh aus der Packung nahm: man spürt ihn förmlich nicht. Nicht nur durch seine gute Passform, sondern auch durch sein geringes Gewicht, fällt der Schuh kaum auf.
Das Mesh-Material umschließt den Fuß auf angenehme Art, ohne ihn einzuschnüren, auch die Sohle bietet dem Fuß ausreichend Raum und engt weder ein, noch hat der Fuß zuviel Platz. Natürlich ist der Schuh insgesamt weicher, aber die Befürchtung, das Laufgefühl könnte zu schwammig werden, bewahrheitet sich nicht.
Schon auf den ersten Metern meiner Laufrunde ist der fast als direkt zu bezeichnende Bodenkontakt auffällig. Die Sohle überträgt den Untergrund recht gut auf den Fuß. Nicht zu vergleichen mit dem Laufgefühl von Barfußschuhen, jedoch kommt es dem schon recht nahe. Man registriert einfach, ob man auf Kopfsteinpflaster, etwas ungleichmäßigen Bodenplatten, grobem Schotter oder einfach auf Asphalt unterwegs ist.
Mein Testlauf umfasste eine Strecke von etwas über 9km und führte hauptsächlich über Asphalt- und feste Schotterwege, eine geringe Dämpfung sollte sich daher unterwegs bemerkbar machen, denn ich bin im Grunde ein Fersenläufer und meine Versuche, ab und an in Richtung Mittel- und Vorderfußlaufen zu wechseln, beschränken sich meist auf kurze Teilstücke bei Trainingseinheiten. Die ersten 6-7km bemerkte ich trotzdem von der geringeren Dämpfung des Wave Hitogami nichts. So ab Kilometer 8 machten sich dann doch ein wenig die Fersen und Waden bemerkbar. Nicht schmerzhaft, aber ein deutliches Signal, dass hier etwas anders ist, als bei den üblichen Trainingsläufen. Wäre ich häufiger in meinen Barfußschuhen unterwegs, hätten die Waden wahrscheinlich nicht gemeckert.
Schätzungsweise dürften daher Leute, die weniger stark auf der Ferse aufkommen (fast) keine Probleme bekommen.
Wie bereits erwähnt, ist das Gefühl auf dem Boden sehr direkt. Ich hatte (bei meinem Tempo) keinerlei Probleme, um scharfe Ecken zu biegen, Kurven, bergauf und bergab zu laufen. Ob sich das zum Beispiel bei Sprints auf der Bahn anders verhält, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beantworten.
Wenn man sich die Sohle des Mizuno Wave Hitogami genauer betrachtet, sieht man deutlich, dass diese an vielen Stellen Freimachungen aufweist. Ohne zu wissen, wie sich der Schuh bei leichter Nässe verhält, war ich jedoch bei meinem Testlauf froh, dass ich trockene Straßenverhältnisse vorfand. Durch Pfützen würde ich im Training mit dieser Sohle ungern laufen. Auf der anderen Seite dürfte der Schuh natürlich auch schnell wieder trocknen, viel ist an ihm schließlich nicht dran.
Zusammenfassend lässt sich für diesen Trainingslauf sagen, dass sich die Erwartungen an den Schuh übererfüllt haben. Das geringe Gewicht, der perfekte Sitz, die gute Kontrolle – all das steigert die Vorfreude darauf, ihn tatsächlich einmal unter Wettkampfbedingungen zu testen.
Aufgrund der Kürze der Zeit, die ich den Schuh jetzt besitze, kann ich natürlich noch keine Aussagen zur Haltbarkeit des Schuhs treffen. Ich werde den Schuh auch aller Voraussicht nach fast ausschließlich als Wettkampfschuh einsetzen. Es wird daher eine Weile dauern, bis er eine aussagefähige Menge an Kilometern auf dem Konto hat. Gerne ergänze ich aber beizeiten einen entsprechenden Absatz hier im Artikel.
Mizuno Wave Hitogami – Fazit
Zusammenfassend würde ich sagen, dass es sich beim Mizuno Wave Hitogami um einen guten Laufschuh handelt, der seinen Einsatz bei als Wettkampfschuh bei kurzen und mittleren Distanzen sowie gegebenenfalls auch bei schnellen Tempoeinheiten im Training findet. Die gute Passform, die für ein sicheres Gefühl sorgt im Zusammenspiel mit dem geringen Gewicht, das den Schuh fast am Fuß vergessen lässt macht den Schuh zu einem Favoriten im Schrank. Wer ohnehin nach einem leichten (Wettkampf-)Schuh sucht, sollte getrost auch mal diesen optischen Leckerbissen testen und sich eine eigene Meinung bilden.
Um eventuelle Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen: Ich habe den Mizuno Wave Hitogami weder von Mizuno zur Verfügung gestellt bekommen, noch stehe ich mit Mizuno derzeit in irgendeiner geschäftlichen Beziehung (sollte Mizuno natürlich an so etwas interessiert sein, darf man mich selbstverständlich gerne kontaktieren). Ich habe den Schuh im Rahmen eines Online-Angebots ganz regulär bei einem Anbieter für mich erworben und es handelt sich bei diesem Test um meine persönliche und subjektive Meinung.
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